Elfriede Irma Gerda Reinken – Biographie

Elfriede Irma Gerda Reinken wird am 18. Februar 1919 als drittes Kind von Karl Reinken und Martha Reinken im Schulhaus von Hemmelsberg geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Erika Marga Reinken und Walter Reinken und die ältere Schwester von Ilse Wegner und Erika Rufer.

Die Tage und Wochen um Elfriedes Geburt sind in der drei Monate zuvor gegründeten Deutschen Republik geprägt von den Wirren der nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg ausgebrochenen Novemberrevolution. Zwar ist es der zunächst noch provisorischen Regierung um den am 11. Februar 1919 zum Reichspräsidenten gewählten MSPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert im Januar gelungen, den von Anhängern einer Räterepublik initiierten Spartakusaufstand niederzuschlagen. Ruhe kehrt damit jedoch noch lange nicht ein. So kämpfen polnische Freischärler in der offiziell noch zu Preußen und damit zu Deutschland gehörenden Provinz Posen weiter für eine Angliederung an die Zweite Polnische Republik. In Bremen machen derweil Freikorps-Einheiten gegen den im November 1918 gebildeten Arbeiter- und Soldatenrat mobil, seine Herrschaft endet nach blutigen Kämpfen am 4. Februar.

Um dem aufgeheizten politischen Klima in der Reichshauptstadt Berlin zu entgehen, tagt das Kabinett von Ministerpräsident Philipp Scheidemann bereits seit dem 6. Februar 1919 im 250 Kilometer südwestlich gelegenen Weimar. In der thüringischen Stadt, die einst durch das Wirken von Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller bekannt wurde und die der Republik später ihren Namen gibt, trifft es täglich eine Fülle von teils weitreichenden Entscheidungen. Zu jenen vom 18. Februar 1919 etwa gehört der Beschluss, die an die Befreiungskriege von 1813 bis 1815 erinnernden Farben Schwarz-Rot-Gold als Nationalfarben festzulegen. Damit wird auch optisch eine Abkehr vom Schwarz-Weiß-Rot des Kaiserreichs vollzogen.

Den tiefen Riss, der seit dem Kriegsausbruch im August 1914 und erst recht seit der Revolution durch die deutsche Gesellschaft geht, vermag jedoch all dies nicht zu kitten. Nach wie vor kämpfen die in der zum Jahreswechsel 1918/19 gegründeten KPD versammelten Kommunisten für einen marxistisch ausgerichteten Staat, während hochrangige Militärs wie der bei Kriegsende zunächst nach Schweden geflüchtete General Erich Ludendorff mit einer völkisch ausgerichteten Diktatur liebäugeln. Bei Zusammenstößen beider Gruppen gibt es immer wieder Tote und Verletzte, politische Attentate häufen sich. In München ermordet am 21. Februar 1919 der ehemalige Offizier Anton Graf von Arco-Valley den der USPD angehörenden bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner. Die daraus entstehenden Unruhen führen am 7. April zur Ausrufung der Münchner Räterepublik, die allerdings ähnlich wie zuvor in Bremen blutig niedergeschlagen wird.

Turbulente Zeiten also, in die Elfriede hineingeboren wird. Auch im Freistaat Oldenburg, zu dem ihr damals noch unter dem Namen Neu-Moorhausen geführtes Heimatdorf gehört. Dort regiert seit dem 11. November 1918 ein aus Mitgliedern mehrerer Parteien bestehendes Landesdirektorium. Dessen der USPD nahestehende Präsident Bernhard Kuhnt verfolgt ähnliche Pläne wie seine Parteigenossen in Bremen oder München, kann sich damit aber nicht durchsetzen und wird nach einem von ihm geduldeten Putschversuch radikaler KPD-Anhänger in Rüstringen (acht Tote, 46 Verwundete) seines Amtes enthoben. Die am 23. Februar 1919 stattfindenden Wahlen zur Landesversammlung bescheren der Teilrepublik anschließend eine stabile Mehrheit aus MSPD, DDP und Zentrum.

Dient die Hemmelsberger Schule an jenem historischen Tag als Wahllokal? So ganz genau weiß das über 100 Jahre später wohl niemand mehr. Ausgeschlossen ist das aber keineswegs, und vielleicht agiert Vater Karl, der seit 1913 in dem damals neu errichteten Gebäude als Hauptlehrer die Dorfkinder unterrichtet, sogar als Wahlleiter. Wie auch immer: Dass es an einem solchen Ort häufig laut und etwas wuselig zugeht, dürfte mit zu den ersten Eindrücken zählen, die Elfriede als Säugling und Kleinkind gewinnt. Nicht bewusst erinnern können wird sie sich dagegen sehr wahrscheinlich an ihre 1914 geborene Schwester – Erika Marga Reinken stirbt im Juni 1920 „nach kurzer, heftiger Krankheit“, wie es in der Traueranzeige heißt. Fortan wächst Elfriede mit nur einem Geschwisterkind auf, dem 1918 geborenen Bruder Walter.

Noch bevor 1925 mit Ilse eine weitere Schwester hinzukommt, erleidet Elfriede ein ähnliches Schicksal wie Erika Marga: Eine kurze, schwere Krankheit kostet sie am 27. November 1924 das Leben. Dieses Mal nennt das Kirchenbuch die genaue Ursache, es handelt sich um eine Lungenentzündung. Beerdigt ist Elfriede vier Tage nach ihrem Tod auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.