Heinrich Rudolf Claußen – Biographie

Heinrich Rudolf Claußen wird am 22. November 1879 als erstes Kind von Hinrich Claußen und Gesine Margarete Claußen auf dem elterlichen Hof in Hemmelsberg (heute: Alfred und Petra Claußen) geboren. Er ist der ältere Bruder von Johann Claußen, Hermann Claußen, Annchen Katharine Abraham, Hinrich Claußen, Gerhard Claußen, Bernhard Heinrich Claußen, Mathilde Punke und Anna Sophie Diederike Masemann.

Eine Woche vor Heinrich Rudolfs Geburt veröffentlicht Heinrich von Treitschke in den „Preußischen Jahrbüchern“ einen Aufsatz mit dem Titel „Unsere Aussichten“. Darin gibt der international renommierte Historiker zunächst einen Rückblick auf die deutsche Innen- und Außenpolitik des zu Ende gehenden Jahres, um anschließend vor „inneren Reichsfeinden“ zu warnen. Die mit Abstand größte Gefahr sieht Treitschke in der „nationalen Sonderexistenz“ der deutschen Juden: Diese seien Gegner der 1871 vollzogenen nationalen Einigung und nicht willens, sich gesellschaftlich zu integrieren. Zudem bedrohe der angeblich massive jüdische Zustrom aus Russisch-Polen und Österreich-Ungarn das „neue deutsche Leben“. So sitze „der Jude“ bereits in „tausenden Dörfern“ und drohe die „Arbeitsfähigkeit“ des germanischen Volkes mit „frecher Gier“ und „schnödem Materialismus“ zu ersticken. Das mit antisemitischen Vorurteilen gespickte Pamphlet gipfelt schließlich in der Aussage: „Die Juden sind unser Unglück!“

Starker Tobak – begünstigt unter anderem von einer langjährigen, auf den Gründerkrach von 1873 zurückgehenden Wirtschaftskrise. Der aber medial zunächst kaum Beachtung findet. Erst als sich elf Monate später mit Theodor Mommsen ein zweiter weit über die deutschen Grenzen hinaus bekannter Historiker einschaltet und den Kollegen öffentlich angreift, nimmt die Debatte Fahrt auf. Mommsen brandmarkt Treitschkes Ausfälle als „das „Scheußlichste, was je geschrieben ward“. Unterstützung bekommt er im November 1880 durch die Notabeln-Erklärung 75 bedeutender deutscher Wissenschaftler, Unternehmer und Politiker, die den zunehmenden Antisemitismus im Deutschen Reich verurteilen. Auch Kronprinz Friedrich, ältester Sohn des amtierenden Kaisers Wilhelm, leistet einen Beitrag in diese Richtung, indem er die von Treitschke vertretenen Ansichten mehrmals öffentlich „eine Schmach für Deutschland“ nennt.

In Hemmelsberg erlebt Heinrich Rudolf von alldem nichts mit: Er stirbt bereits am 30. September 1880. Als Todesursache nennt das Kirchenbuch der Gemeinde Hude eine „Brustkrankheit“ – ein möglicher Hinweis auf Tuberkulose. Beerdigt ist Heinrich Rudolf fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.